Ein weiteres Seil wird um meine Schultern und Arme gelegt und zurückgezogen. Gleichzeitig werden meine Unterschenkel hochgebogen, und mein Oberkörper, der auf einmal merkwürdigerweise mit meinen Füßen verbunden zu sein scheint, biegt sich ebenfalls nach oben. Mein ganzer Körper ist nun geformt wie ein straff gespannter Bogen.
Zwei Stränge Seil legen sich gegen meine Lippen, und unwillkürlich öffne ich meinen Mund. Grob drängt sich das Seil in meinen Mund.
Ich versuche, mich zu wehren und mich zur Seite zu rollen. Als ob er genau darauf nur gewartet hätte, legt er eine Hand gegen meine Stirn, zieht meinen Kopf noch weiter zurück, und in einer einzigen glatten Bewegung legt die zweite Hand ein weiteres Seil um meinen Kopf, über den Augen.
Zornig versuche ich, die Fesseln abzuschütteln. Vergeblich. Jede Bewegung meines Kopfes zieht meine Füße weiter nach oben, und wenn ich es seitlich versuche, stoppt mich der Zug des Schulterharness. Ich werfe mich mit aller Kraft in die Seile, obwohl ich weiß, ich kann sie nicht zerreißen.
Ich bin gefesselt; so, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Und sehen kann ich auch noch immer nichts außer vagen, grauen Umrissen.
Ich bin wehrlos, ich bin ihm ausgeliefert. Das erste Mal packt mich etwas wie Angst.
Er streichelt mir sanft übers Haar. "Schön, dich endlich zu treffen", sagt er und gibt mir einen Kuss auf die gefesselte Stirn.
Da weiß ich auf einmal, ich muss keine Angst haben.
Ich kann es genießen, hier so hilflos gefesselt zu sein.
Seine Hand fährt über meinen Rücken, bleibt direkt auf meinem Po liegen.
Dann ist sie wieder fort. Ein leichtes Klicken, und es wird hell im Zimmer. Mühsam hebe ich ein wenig den Kopf, was in meinen Beinen einen unerträglich schmerzhaften Ruck verursacht, und nun kann ich ihn das erste Mal sehen; meinen Bondage Meister; den Mann, der mich so wehrlos gefesselt hat ..."
Atemlos halte ich inne. Die Erotik der Bondage Geschichte hat mich nicht unberührt gelassen. Leider ist es eine erfundene Geschichte; erlebt habe ich sie nicht. Was ich zutiefst bedauere. Ein so aufregendes Erlebnis würde mir wirklich gefallen ...
Er lacht. "Eine schöne Geschichte war das. Ich denke allerdings, es ist nur eine Fantasie, nicht wahr?"
Beschämt bejahe ich.
"Hast du nicht Lust, genau diese Geschichte einmal selbst zu erleben?" fragt er.
Mein Herz klopft nicht mehr aufgeregt, es scheint vor Schreck stillzustehen.
"Wenn ja, dann komm doch einfach morgen Nachmittag um drei in die Gartenstraße 15, 1. Stock", bemerkt er, ohne mein Schweigen zu kommentieren. "Es ist zwar kein Hotel, sondern meine Wohnung. Aber ich denke, der Unterschied ist unwichtig. Ich zeige dir dann, wie deine Bondage Geschichte in der Realität funktioniert. Dann kannst du dir auch nächsten Monat mein Bondage Seminar sparen. Dir gebe ich nämlich viel lieber ganz privat Unterricht in Bondage."
Schon hat er aufgelegt.
Mein Herz nimmt sein Klopfen wieder auf, und zwar so schnell, als müsste es die versäumten Schläge wieder aufholen.
Ja, ich glaube, ich werde hingehen, zu diesem privaten Bondage Unterricht ... |