Es gab Gottesdienste und Ausflüge und Besichtigungen.
Pünktlich um fünf allerdings brachen alle wieder auf, damit sie auch ja pünktlich den Ostsektor verlassen konnten.
Matthias kannte ich schon von einigen Briefen her, die wir getauscht hatten. Damals hatte man noch Brieffreunde, keine Mail Kontakte, denn das war noch vor der Zeit, als Internet und Mails und Foren und Chats weltumspannende private Kontakte so unkompliziert und einfach gemacht haben.
Auch wenn wir uns Bilder geschickt hatten, hatten wir uns vorher doch nie gesehen. Aber als es dann an diesem Osterwochenende, oder vielmehr am Donnerstag davor, also am Gründonnerstag, endlich so weit war, gefiel er mir auf Anhieb. Ich war auf den ersten Blick total verliebt in ihn.
So bewundernd, wie er mich ansah, gefiel ich ihm ebenfalls. Trotzdem tat er keinen Schritt auf mich zu.
Wir trafen uns immer nur in der Gruppe, nie allein.
Ich war schon ganz enttäuscht, weil alle am Mittwoch wieder abreisen wollten. Dann kam der Abend vom Ostermontag.
Die Gruppe war wie üblich gegen fünf verschwunden, nach ihrem vorletzten Besuch in Ostberlin, und ich war nach Hause in meine kleine Wohnung zurückgekehrt. Ich bin bereits mit 16 von zu Hause ausgezogen, weil ich es bei meinen Eltern einfach nicht mehr ausgehalten habe, und nachdem ich als Lehrling mein eigenes Geld verdiente, wenn auch nicht viel, und meine Tante mir finanziell ein bisschen unter die Arme griff, konnte ich mir das leisten.
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