Das nächste Seil befestigte der Lord irgendwo hoch oben. Ich bin relativ klein und die Lichter auf der Bühne blendeten mich; ich konnte nicht sehen wo. Für mich war es, als würde er es direkt in der Luft fixieren.
Ein weiteres Seil wurde um meine Hüften geschlungen. Ganz eng verschnürt war ich nun am gesamten Körper, nur meine Beine konnte ich noch frei bewegen.
Wieder hantierte der Lord irgendwo oben in der Luft, und ich erschrak, mit einem Gefühl im Magen wie beim Aufzugfahren. Noch stand ich – aber mein Gewicht trugen nicht mehr meine Füße, sondern die Seile.
Einen Augenblick lang hatte ich Angst. Würde das Seil mich auch halten? Mein Verstand beruhigte mich. Natürlich würde das Seil halten. Und auch der Haken oder was immer es war, woran die Seile oben in der Luft über mir fixiert waren, würde ebenfalls halten.
Das war alles geprüft und getestet, und der Lord versteht sein Handwerk, er beherrscht die Bondage perfekt, das wusste ich ja.
Nun griff er unvermittelt nach meinem linken Bein. Unwillkürlich schrie ich leise auf – schon hatte er es erhoben, ein Seil darum geschlungen, und ich hing halb in der Luft, stand nur noch auf einem Bein. Völlig hilflos und ihm ausgeliefert war ich.
Meine Augen suchten meinen Herrn und Meister, doch ich konnte ihn in der Menge nicht finden. Es half mir alles nichts; ich musste durchhalten.
Kurz darauf hob der Lord auch mein rechtes Bein vom Boden, fixierte es irgendwie, ich wusste nicht wie, ich konnte nicht mehr klar denken, ich empfand nur noch.
Und was?
Glück; ein wunderbares, schwindelerregendes Glück, denn ich schwebte jetzt, gehalten nur noch von den Seilen, über dem Boden, über der Bühne, über den Menschen.
Ich schwebe, dachte ich, ich fliege; ja, es war wie Fliegen!
Langsam begannen meine Muskeln und Sehnen von der ungewohnten Haltung zu schmerzen, aber das nahm ich kaum wahr. Ich war wie entrückt.
Nach einer Weile, die mir endlos erschien, aber sicher nicht länger dauerte als eine halbe Minute, nahm der Lord mich wieder herunter, befreite mich von den Seilen und stützte mich, da ich ziemlich wacklig auf den beinen war.
Dann war auf einmal auch mein Herr wieder da, nahm mich in die Arme, überall brandete Beifall auf – und alles war schon wieder vorbei.
Vergessen werde ich dieses herrliche Gefühl des Schwebens und Fliegens allerdings nie mehr; und nun versuche ich noch eifriger, meinen Meister davon zu überzeugen, dass er unbedingt ganz dringend ein paar Bondage Seile kaufen muss ... |